Die diesjährige Exkursion der Fachgruppe Feldherpetologie führte uns vom 8. bis 12. Mai nach Kroatien. Ziel war die Insel Pag sowie das angrenzende Festland. Pag liegt im südlichsten Teil der Kvarner Bucht und ist die fünftgrößte Insel Kroatiens mit einer Gesamtfläche von ca. 284km². Sie ist geprägt durch großflächige Karstgebiete, vegetationsreiche Täler und kleinere Waldflächen. Bemerkenswert sind zwei Sumpfgebiete und eine Saline, die als wichtige Rastgebiete für Zugvögel gelten.
Letzten Sonnenstrahlen Kvarnerbucht, dann kam der großen Regen
Unsere Ausflüge erstreckten sich über den Großteil der Insel, wobei hauptsächlich in strukturreichen Lebensräumen nach Amphibien und Reptilien gesucht wurde. Während dieser Zeit gelangen den Exkursionsteilnehmern einige interessante Beobachtungen. So war die Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri) vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen (Weiden, Wiesen) relativ häufig anzutreffen. Sogar etliche vorjährige Jungtiere konnten gefunden werden. Dieser Umstand deutet auf intakte Populationen hin. Bemerkenswert war außerdem das teilweise syntope Vorkommen der Lacertidenformen Podarcis melisellensis fiumanus (Adriatische Mauereidechse) und P. siculus campestris (Ruineneidechse). Beide Arten schließen sich im Allgemeinen aus, da P. siculus die konkurrenzschwächere P. melisellensis verdrängt. So findet man auf vielen dalmatinischen Inseln nur eine der beiden Arten.
In den Feuchtgebieten lebt die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis hellenica), die in der Literatur manchmal als Zwergform erwähnt wird. Die von uns beobachteten Tiere beiderlei Geschlechts erreichten allerdings durchwegs durchschnittliche Maße, wie sie aus dem mediterranen Küstenstreifen Kroatiens bekannt sind. In der Stadt Pag waren in den Abendstunden mehrere Exemplare des Europäischen Halbfingergeckos (Hemidactylus turcicus) zu sehen. Dieser Gecko wurde bis jetzt noch nicht von der Insel gemeldet. Neben diversen Amphibien- und Reptilienarten konnte auch eine Reihe von Vogelarten (u. a. Stelzenläufer, Sichelstrandläufer, Zwergscharbe, Brauner Sichler, Rallenreiher, Seidenreiher, Zwergadler, Haubenlerche) beobachtet werden. Der zweite Teil der Reise führte uns auf das südlich der Insel gelegene Festland (Kreidetafel von Zadar) in das Gebiet des Vrana-Sees. Dieses Gewässer ist der größte See Kroatiens und wurde im 18. Jahrhundert durch einen Kanal, der den Wasserspiegel kontrollieren sollte, mit der Adria verbunden. Lichte Föhrenwälder, weitläufige Wiesenlandschaften und Hochmacchie prägen sein Umland.
Würfelnatter Jungtier (Natrix tessellata)
Der See beherbergt eine große Population der Würfelnatter (Natrix tessellata), die früher als Varietät „flavescens" bezeichnet wurde. Besonders auffällig ist das kontrastreiche Zeichnungsmuster mit einer hellgrün-gelblichen Grundfarbe, die auch zur Namensgebung geführt hatte. Die Tiere hielten sich vorwiegend in den schilfbestandenen Uferzonen sowie jagend im Kanal auf.
In den angrenzenden Landschaften fanden wir im Zuge unserer Ausflüge neben den Landschildkröten häufig auch Scheltopusiks (Pseudopus apodus thracius), Balkan-Zornnattern (Hierophis gemonensis) und Riesensmaragdeidechsen (L. trilineata). Die drei genannten Arten waren auch auf der Insel Pag regelmäßig zu finden.
ÖGH-Exkursionsteilnehmer am Ufer des Vrana Sees
Die Exkursion fand – so wie immer – in freundschaftlicher Atmosphäre statt und es konnten zahlreiche Vertreter der mediterranen Herpetofauna Kroatiens beobachtet und ausgiebig fotografiert werden. Allerdings war diesmal im Vergleich zu früheren Exkursionen nur ein relativ eingeschränktes Artenspektrum zu sehen. So fehlten vor allem bei den Schlangen typische Vertreter dieser Region wie Vierstreifennatter (Elaphe quatuorlineata), Leopardnatter (Zamenis situla), Schlanknatter (Platyceps najadum) und Europäische Katzennatter (Telescopus fallax). Ringelnatter (Natrix natrix), Eidechsennatter (Malpolon insignitus) und Europäische Hornviper (Vipera ammodytes) wurden nur vereinzelt gefunden. Grund hierfür könnten eventuell die vorhergehenden ausgiebigen Regenfälle sein, da das Substrat oftmals noch stark durchfeuchtet war.
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