Östliche Smaragdeidechse - Lacerta viridis (LAURENTI, 1768)
Die 1991 vollzogene Spaltung von Lacerta viridis (Smaragdeidechse) in Lacerta viridis (Östliche Smaragdeidechse) und Lacerta bilineata (Westliche Smaragdeidechse) betrifft Österreich vermutlich nicht, da bisher nur Nachweise von Lacerta viridis (Östliche Smaragdeidechse) vorhanden sind. In dieser Artbeschreibung wird, falls nicht extra darauf hingewiesen, Smaragdeidechse als Synonym für Östliche Smaragdeidechse verwendet. Weiters gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen zu diesem Thema - es ist durchaus möglich dass Lacerta bilineata wieder als Unterart von viridis gelistet wird..
Beschreibung
Jungtiere:
Jungtiere schlüpfen mit einer KRL (Kopf-Rumpf-Länge) von 3.0 bis 3.5 cm bei einer Gesamtlänge von 8 bis 9 cm und einem Gewicht um 1 g. Charakteristisch ist eine oberseitig durchgehende (hell)braune Färbung, vereinzelt tritt eine feine schwarze Tüpfelung sowie eine leichte weiße Fleckenlinie an den Flanken auf. Hals und Kehle sind im Gegensatz zu L. bilineata niemals grün.
Subadulti:
Färbung und Zeichnung bleiben bis nach der ersten Winterruhe unverändert, erst im Lauf des Jahres macht sich eine Änderung bemerkbar. Hierbei verschiebt sich die Bauchfarbe deutlich ins Gelbliche, auf Kopf sowie Rumpf werden die ersten Grüntöne sichtbar und bei weiblichen Tieren beginnt die Bildung schwarzer Flecken. Ab einem Aktivitätsalter von rund 200 Tagen (im 2. Herbst) verlangsamt sich die Wachstumsgeschwindigkeit stetig, was mit dem Eintritt der Geschlechtsreife zusammenhängt.
Männchen (adult):
Ab dem 3. Lebensjahr weisen Männchen eine zeichnungslose, "homogene" Grünfärbung auf. Die Rücken- und Flankenschuppen sind zu unterschiedlichen Anteilen grün bis grüngelb sowie schwarz. Vom Spätsommer über den Herbst bis nach der Winterruhe wirken die Farben stumpf und kontrastarm. Mit Ende April findet die Frühjahrshäutung zum Hochzeitskleid statt. Hierbei wechselt die weißliche Färbung des Halses sowie der Kehle und Kopfseiten zu einem leuchtenden Blau. Auch die Farben des restlichen Körpers werden intensiver. Mit der zweiten Häutung wird die Blaufärbung nochmals aufgefrischt bis sie schließlich gegen Ende des Sommers verloren geht, sodass die besagten Partien spätestens Ende August wieder eine weiße Färbung aufweisen. Als eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zu den Weibchen ist die Blaufärbung folglich nur während der Paarungszeit bis in den Sommer geeignet. Adulte Männchen sind kräftiger gebaut als ihre weiblichen Artgenossen. Der Kopf ist bei gleicher KRL größer und auch das Gewicht ist höher als das der Weibchen.
Weibchen (adult):
Verbreitung
Verbreitungsschwerpunkte liegen an den Hügeln und Hängen der ostösterreichischen bzw. Kärntner Beckenlagen, entlang der Donau, dem Kamp sowie der Drau. Bis zu 700m Seehöhe gibt es kontinuierlich Fundmeldungen, der Schwerpunkt liegt bei ca. 300m, der höchste Fundpunkt auf 1300m Seehöhe. Die einheimischen Vorkommen liegen in sommerheißen kontinentalen Klimabereichen mit mittleren Jahresniederschlagsmengen unter 1000mm. Zwei "Hot – Spots" der österreichischen Vorkommen befinden sich in der Wachau und an den Bergabbrüchen des Villacher Beckens.
Lebensräume
Wegen des in Österreich vorherrschenden Klimas finden sich die bevorzugten Habitate großteils an südexponierten (SO – SW) Hanglagen. Dort werden Saumgesellschaften, gebüschreiche Halbtrockenrasen, Stütz-, Trocken- und Legesteinmauern, Böschungen und Abbrüche beispielsweise an Wegen oder bei Steinbrüchen , lichte Laub(misch)wälder und Weinbaugebiete besiedelt. Wichtig ist eine Kombination von Versteckmöglichkeiten wie dichtem Buschwerk mit sonnenexponierten Stellen für Eiablage und Thermoregulation. Kleinstrukturen aus Totholz oder Steinen, beispielsweise Reisig- oder Legesteinhaufen, werden gerne als Sonnenplätze angenommen. Fehlen solche Strukturen oder wuchern sie zu, wandern die Tiere nach einiger Zeit ab, da die Gegebenheiten nicht mehr den Habitatansprüchen genügen.
Lebensweise
Nach 5 bis 8 Monaten Winterruhe verlassen zuerst die Männchen ihre Winterquartiere. Die Winterruhe selber wird von Adulttieren ohne Unterbrechung abgehalten, auch zwischenzeitlich hohe Temperaturen haben kein Verlassen der Winterquartiere zur Folge. Von Jungtieren hingegen gibt es vereinzelt derartige Beobachtungen während solcher Wärmeperioden. Bei günstiger Witterung sind die ersten aktiven Männchen Anfang März unterwegs, die Weibchen verlassen die Winterquartiere in der Regel ein Monat nach den Männchen. Unmittelbar nach der Frühjahrshäutung beginnen die Paarungsaktivitäten. Diese dauern je nach Population unterschiedlich lange, sie können auch zweigeteilt sein und befinden sich im Zeitraum von Ende April bis Mitte Juni. Anschließend, i.d.R. zwischen Anfang und Mitte Juni, findet die erste Eiablage statt. Die Anzahl der Eier pro Gelege nimmt mit dem Alter des Weibchens zu und liegt im Bereich von 4 bis 20 Eiern, wobei im Mittel ca. 10 Eiern abgelegt werden. Die Eiablage erfolgt zumeist in der Nacht am Ende 15 bis 30 cm langer Gänge, die normalerweise 10, max. bis 20 cm, unter die Bodenoberfläche reichen. Vorausgehende Probegrabungen wurden beobachtet, dabei werden vermutlich Feuchtigkeit, Temperatur und mechanische Bodeneigenschaften "überprüft". Wie beispielsweise in Wien beobachtet, kann populationsspezifisch Ende Juni eine zweite Eiablage erfolgen. Nach einer Eizeitigungsdauer von ca. 100 Tagen schlüpfen die Jungtiere Anfang September. Im Spätsommer nimmt die Aktivität der Adulti stetig ab und bis Ende September, vereinzelt auch noch Mitte Oktober, haben sie sich wieder in ihre Winterquartiere zurückgezogen, wobei die Männchen länger als Weibchen aktiv bleiben. Jungtiere müssen sich vor der Winterruhe noch ausreichend Reserven anfressen, deswegen sind sie noch bis in den Oktober regelmäßig zu beobachten. Die Lebenserwartung von Smaragdeidechsen beträgt etwa 10 - 12 Jahre. Jungtiere haben im ersten Jahr eine Mortalitätsrate zwischen 82 und 90 Prozent, in ungünstigen Jahren kann sie auch 100% betragen.
Nahrung
Smaragdeidechsen ernähren sich hauptsächlich von Spinnen und Insekten wie Heuschrecken, Grillen und Käfern, auch wehrhafte Insektenarten wie Wespen oder Hummel fallen in das Beutespektrum. Zusätzlich werden auch Jungtiere der eigenen sowie anderer Reptilienarten gefressen, wobei gegenüber Juvenilen der eigenen Art vermutlich eine gewisse Hemmschwelle besteht, die erst bei Nahrungsmangel gebrochen wird. Neben der animalischen Nahrung werden gelegentlich auch süße Früchte wie Brombeeren, rote Weintrauben oder Erdbeeren angenommen, aus Wien ist bekannt, dass auch die Früchte des Schlehdorns verzehrt werden.
Allgemeines & Besonderheiten
Trotz der von vielen Lacertiden bekannten Ortstreue haben Smaragdeidechsen beachtliche Jahresaktivitätsräume die im Bereich zwischen 500 und 5000 Quadratmetern für ein einzelnes Tier liegen. Die Individualbezirke, in welchen die Tiere täglich zum selben Versteck zurückkehren, haben im Normalfall einen Durchmesser von 30 bis 50 Metern, bei heißem Wetter oder während der Nahrungssuche kann er auch auf bis zu 200 Meter ausgeweitet werden. Die Männchen besitzen ein stärkeres Wanderverhalten als Weibchen, was sich besonders in der Paarungszeit bemerkbar macht. Die optimale Körpertemperatur der Smaragdeidechse liegt zwischen 32 und 34 °C, bei einer Lufttemperatur von 21 bis 25°C werden die meisten aktiven Tiere angetroffen.
Gefährdung und Schutz
Humane Eingriffe wie Flurbereinigung, Habitatzerstörung durch Verbauung oder Landwirtschaft und der Einsatz von Bioziden aber auch Überwuchern bzw. Beschattung von Strukturen und Eiablageplätzen sind die größten Bedrohungen für die heimischen Populationen. Trotzdem ist die Smaragdeidechse noch einigermaßen gut vertreten, und, sollte sich am aktuellen Stand nichts ändern, ist sie in ihren Verbreitungsschwerpunkten nicht "akut bedroht". Als Schutzmaßnahmen sind Erhaltung, Sicherung und Strukturverbesserung der Habitate im vom Menschen beeinflussten Gelände von großer Wichtigkeit. Weiterhin sollte der Spritzmitteleinsatz in Weinbaugebieten reduziert werden. Die Errichtung von Pufferzonen zwischen (landwirtschaftlich) genutzten Flächen und Saumgesellschaften, Böschungen und Mauerwerken zählt ebenso wie das Schaffen von Kleinstrukturen, beispielsweise Reisig-, oder Steinhaufen zu den bedeutsamsten Schutzmaßnahmen. An nachträglicher Betreuung darf es auch nicht fehlen, da wie vorher angesprochen die geschaffenen Strukturen vor Überwucherung bewahrt werden müssen. Als Prädatoren kommen diverse Vögel wie Falken, Krähen, Hühner oder Fasane, Säuger wie Katzen, Füchse, Igel bzw. Ratten, einheimische Schlangen - speziell die Schlingnatter - und selten auch Insekten wie Laufkäfer oder Gottesanbeterinnen in Frage. In der Umgebung von Siedlungen üben besonders Hauskatzen einen großen Druck auf die Kleintierfauna aus.